{} HEUTE BIN ICH B L O N D // TODAY I’M BLONDIE

SERVUS UND HALLO,

Was Filme angeht bin ich sehr flexibel. Mein Geschmack ist eigentlich undefinierbar, ich gucke von Thriller über Komödie bis zu Romantik-Shit eigentlich alles. Nur um Action mache ich einen großen Bogen, der nur unterbrochen wird, wenn mein Bruder anwesend ist oder ich komplett im “der-Abend-ist-nichts-mehr-wert” Mood bin und Popcorn zur Hand ist. Doch das tut nichts zur Sache.

Am liebsten schaue ich schwedische, norwegische und dänische Krimis oder Serien, etwa wie Mankells Wallander, Annika Bengtzon und Lund. Generell ist die Art, wie Regisseure aus dem Norden Filme machen, eine tolle Sache. Bisschen düster, exakte Schnitte, Bilder und Performance, die unter die Haut gehen.

Dann liebe ich Dramen. Dramatisches. Große Gefühle, starke Bilder, emotionale Musik, ein perfektes Zusammenspiel von Sehen, Hören und Fühlen. Unerwartete Blickwinkel, Bildausschnitte und Handlungen. Dazu zählen eigentlich alle Filme des Regisseurs Joe Wright, die er sämtlich Keira Knightly gewidmet zu haben scheint. Vor allem Abbitte („Atonement“) und Anna Karenina spielen da ganz oben mit.

Deutsches Kino mag ich generell eigentlich ganz gerne, es hat hohen Unterhaltungswert und immer ein bisschen Tiefe, wobei ich das nicht verallgemeinern will. Unter „deutsches Kino“ fasse ich Romantisches und Komödien zusammen, da ich andere Kategorien im deutschen Kino nicht so vertreten sehe. Tatort am Sonntag Abend ist nichts für mich, nur wenn groß „Münster“ hinterm Titel steht bin ich am Start, aber sowas von. Mit Filmen von Till Schweiger kann man mich jagen, Matthias Schweighöfer ist absolut nicht mein Fall und sämtliche Teenie-Streifen könnte man wegen mir in die Tonne treten. Leider habe ich trotzdem eine Schwäche für Fack juh Göhte, ich will nicht aufzählen müssen, wie oft ich ihn schon gesehen habe. Filme, die mir gefallen haben, sind so etwas wie Vincent will Mehr, Großstadtklein, Im Labyrinth des Schweigens, 13 Semester, Der Geschmack von Apfelkernen, Wir sind die Neuen, 3 Zimmer/Küche/Bad, Sommer in Orange und so weiter. Das ist die Art von Filmen, die ich gerne gucke.

Dazu kommen ganz unausweichlich die Kunstfilme. Französische, englische, italienische, amerikanische. Da gibt es beispielsweise von Terrence Malick The Tree of Life und To the Wonder, Die fabelhafte Welt der Amelie, Nach der Hochzeit und Clouds of Sils Maria. Viele können diese Art von Film nicht ab haben, ich bin ganz und gar in sie verliebt. Schwierigere Filme, die trotzdem was Komisches haben, gehören auch in diese Kategorie, wie in etwa Der Gott des Gemetzels und Der Vorname.

Ich sehe schon, die Liste wird immer länger und unüberschaubarer. Erinnert mich bei Zeiten und ich schreibe über jeden dieser Filme einen kurzen Review 🙂

Nun aber zum Titel dieses Posts und dem dahinter stehenden Werk. „Heute bin ich blond“ von Regisseur Marc Rothemund mit Lisa Tomaschewsky in der Hauptrolle fällt wohl in die Sparte „deutsches Kino“, ist aber sehr vielfältig, irgendwie tiefgründig, unterhaltsam und bewegend, nicht zuletzt, weil das Drehbuch auf der Autobiographie von Sophie van der Stap basiert, die mit Anfang zwanzig ein ganz besonderes Problem hat: Brustfellkrebs. Eine sehr seltene und in 75% aller Fälle tödliche Variante von Krebs. Sophie hat das Glück, dass sie einen stabilen Freundeskreis (hier spielt vor allem ihr bester Freund Rob eine wichtige Rolle) und eine intakte Familie hat, die ihr alle helfend unter die Arme greifen. Sie beschließt einfach, den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen und ihre Lebenslust nicht zu verlieren. Als sich die Chemotherapien bemerkbar machen und ihr langes Haar beginnt auszufallen, macht Sophie wortwörtlich einen radikalen Schnitt und rasiert sich mutig eine Glatze.

Um weiterhin ihr Leben genießen zu können und die Entstellung zu verbergen, kauft sich Sophie verschiedene Perücken, die jede einen anderen Namen haben. Da gibt es Blondie, Daisy, Pam, Platina, Sue… Und während sie mit Anabelle, ihrer besten Freundin, durch die Nachtclubs und von Party zu Party zieht, neue Perücken shoppt, verliebt sie sich in ihren besten Freund Rob und beginnt ein Online-Tagebuch in Form eines Blogs, auf dem sie alles über sich veröffentlicht, ihre Geschichte erzählt.

Dort stehen ihre Ängste, das Zählen der Tage bis zur nächsten Untersuchung, die Partys mit den verschiedenen Perücken, an deren Aussehen und Namen sie sich nach Lust und Laune anpasst, ihre Freuden und Leiden mit dem Krebs. Schließlich beginnen Sophie und Rob eine Beziehung, die aber scheitert, da Sophie der Ansicht ist, dass sie neben dem Krebs keine Zeit und Energie für eine Beziehung hat. Sie will, dass Rob nicht zögert sich neu zu verlieben, er solle sein Herz nicht an ein todkrankes Mädchen hängen. Daraufhin bricht der Kontakt ab, doch Sophie kommt mit der Trennung nicht klar. Ein Magazin wird auf ihren Blog aufmerksam und bietet ihr an, ihre Geschichte zu veröffentlichen. Bei einem Interview sieht sie Rob mit seiner neuen Freundin und verlässt verstört das Cafe.

robundsophie

Bei der letzten Untersuchung stellt sich heraus, dass der Krebs komplett verschwunden ist und Sophie erst einmal geheilt ist. Seit der Diagnose ist nun ein Jahr vergangen und Sophie kann das nächste Silvester ohne Krebs feiern. Diese Party besucht sie erstmals ohne Perücke, sie zeigt ihre kurzen Haare und steht wieder zu ihrer echten Persönlichkeit. Auch Rob und seine neue Freundin kommen auf die Silvesterparty und Sophie und er können sich aussprechen und die Situation des anderen akzeptieren.

Das Schöne an diesem Film ist natürlich das Happy End, aber auch die Art, wie sich Sophie mit dem Krebs auseinander setzt, wie sie mit der Krankheit umgeht und wie sie am Leben festhält. Der Film ist toll gespielt und er verliert niemals an Farbe, was leider bei vielen deutschen Filmen der Fall ist.

Klar, es ist ein Film eher für Frauen, aber er kommt überraschend frisch daher, nichts festgefahren-staubiges, wie viele andere deutsche Filme. Er lohnt sich auf alle Fälle für gemütliche Herbstabende mit heißer Schokolade und Cookies.

Baba, euer Tober

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